Künstlerwettbewerb / Bild: U. Ahrensmeier

Vorwort zum Wettbewerb Bokeloh

massgeschmiedet
massgeschmiedet

In die Kirchen gelangten und gelangen auch heute noch regelmäßig neue Ausstattungsteile, die sich mehr oder weniger harmonisch in den vorhandenen Bestand einreihen. Gerade diese Vielfalt der Objekte aus verschiedenen Jahrhunderten stellen den größten Anreiz bei Besichtigungen von historischen Kirchen dar.

Stellt beispielsweise eine Kirchengemeinde fest, dass ihr Abendmahlsgerät nicht mehr zu reparieren oder unvollständig ist, dass der Wunsch nach einem Oster- oder Andachtsleuchter besteht, neue Antependien benötigt werden oder der Taufort durch eine besondere Gestaltung hervorgehoben werden soll, dann gibt es in der Regel zwei Möglichkeiten.

Entweder man bestellt diese Dinge aus einem Spezialkatalog für Kirchenbedarf oder ergreift die Möglichkeit, sich auf einen besonderen Weg zu begeben, an dessen Ende ein individuelles, speziell für diese Kirche oder diesen Ort angefertigtes Objekt entstehen kann.

Letztere bietet den Kirchengemeinden die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen, sich mit dem Thema intensiver auseinanderzusetzen und einen neuen Dialog innerhalb der Gemeinde zu eröffnen. Die Kirchengemeinden stehen nicht alleine da, sondern werden vom Kunstreferat vorher beraten und während des Prozesses begleitet. Allerdings ist der Weg länger und arbeitsintensiver.

Das Anfertigen eines Objektes war bis weit in das 19. Jh. eine handwerkliche Aufgabe, die von Künstlern oder Fachhandwerkern ausgeführt wurde. Jedes Stück war individuell und trug eine eigene Handschrift oder spiegelte die Zeit seiner Entstehung durch Ornamente oder Bildmotive wider. Das änderte sich innerhalb kurzer Zeit in der 2. Hälfte des 19. Jhs. Mit dem Einsetzen der industriellen Revolution begann auch die Massenproduktion und die serielle Herstellung von Objekten, deren Dekore man evlt. noch variieren konnte. Die Künstler oder Handwerker erhielten immer seltener Aufträge. Dieser Prozess setzte sich im 20. Jh. deutlich fort, so dass heute der individuelle Entwurf und die künstlerische Gestaltung eines Gegenstandes eher zu den seltenden Aufgabenstellungen zählt.

Es gab allerdings Phasen, in denen es eine Art Renaissance für handwerkliche Herstellung gab. Insbesondere gilt das für die neuen "Nachkriegskirchen", die von Architekten geplant und gebaut wurden. Letztere zogen wiederum Künstler für die Gestaltung von Prinzipalstücken, Altarrückwänden bis hin zu Leuchtern und Abendmahlsgerät heran, so dass heute noch ein großer Bestand von handwerklichen Kunstobjekten der 1950er und 1960er Jahre vorhanden ist. Falls nun der Wunsch nach Erweiterungen, Ergänzungen der Ausstattung etc. in diesen Kirchengemeinden besteht, muss man sich klarmachen, dass man in einer ganz besonderen Verantwortung steht und möglichst auf Massenprodukte verzichten sollte.