Der Kunstreferent im Landeskirchenamt muss manchmal unkonventionelle Wege gehen, um die Sammlung zu erweitern. Davon berichtet Dr. Hasso v. Poser im Rückblick, der nach langer Tätigkeit in diesem Amt zum Monatsende März 2007 in den Ruhestand verabschiedet worden ist. Künstler trennen sich oft ungern von ihren Werken. Anfang der 1990er Jahre kam v. Poser auf die Idee, das Kunstschaffen vieler zum Teil sehr prominenter Künstler für unsere Landeskirche in Entwürfen, Skizzen und Arbeitsproben zu dokumentieren. Um an solche Objekte zu gelangen, sind oft kreative Überredung oder ein ungewöhnlicher „Deal“ vonnöten. So kann es schon mal vorkommen, dass man bei einem Atelierbesuch morgens unkonventionell mit Rotwein empfangen wird, wenig später beim „Du“ ist und am frühen Nachmittag zu einem äußerst günstigen Preis Kunstwerke für die Landeskirche erwerben kann. Aber das ist eher eine einmalige Anekdote und so nicht die Regel.
Im Laufe seiner inzwischen jahrzehntelangen Tätigkeit als Kunstreferent unserer Landeskirche stellte v. Poser bedauernd fest, wie wenig das umfangreiche Kunstschaffen lange Zeit dokumentiert worden war. Zwar wurden gerade im Zuge der Gemeindeneugründungswelle nach dem Krieg mit großem Finanzvolumen und in einer beachtlichen Zahl Kunstwerke für Kirchengebäude angeschafft. Dazu zählen Kruzifixe, Altäre, Fenster, Altar-Antependien ebenso wie beispielsweise Kirchenportale oder Taufbecken. Aber bestenfalls war der Name des Künstlers und vielleicht noch der Preis aktenkundig und in den Inventaren verzeichnet, für die das Kunstreferat mit zuständig ist. Zu wenig für einen Kunsthistoriker, der in künstlerischen Zusammenhängen denkt. So wurde die Idee geboren, das Gesamtschaffen möglichst in Vorentwürfen, Modellen, Arbeitsproben oder einem vergleichbaren christlichen Kunstwerk eines Künstlers zu dokumentieren. Was da nun in den vergangenen rund 17 Jahren gewachsen ist, verdient Beachtung. Erste finanzielle Unterstützung kam von der Klosterkammer, und seit Mitte der 1990er Jahre gibt es bis heute seitens der Landeskirche einen Etat, der dazu dienen soll, „der Landeskirche den Erwerb sakraler Kunst bei günstiger Gelegenheit zu ermöglichen“.