Kunst für Kirchen / Sammlung des Kunstreferates

Nachricht 18. November 2006
Dr. v. Poser mit Altarkreuzen von Hilko Schomerus
Dr. v. Poser mit ALtarkreuzen von Hilko Schomerus  

Der Kunstreferent im Landeskirchenamt muss manchmal unkonventionelle Wege gehen, um die Sammlung zu erweitern. Davon berichtet Dr. Hasso v. Poser im Rückblick, der nach langer Tätigkeit in diesem Amt zum Monatsende März 2007 in den Ruhestand verabschiedet worden ist. Künstler trennen sich oft ungern von ihren Werken. Anfang der 1990er Jahre kam v. Poser auf die Idee, das Kunstschaffen vieler zum Teil sehr prominenter Künstler für unsere Landeskirche in Entwürfen, Skizzen und Arbeitsproben zu dokumentieren. Um an solche Objekte zu gelangen, sind oft kreative Überredung oder ein ungewöhnlicher „Deal“ vonnöten. So kann es schon mal vorkommen, dass man bei einem Atelierbesuch morgens unkonventionell mit Rotwein empfangen wird, wenig später beim „Du“ ist und am frühen Nachmittag zu einem äußerst günstigen Preis Kunstwerke für die Landeskirche erwerben kann. Aber das ist eher eine einmalige Anekdote und so nicht die Regel.

Im Laufe seiner inzwischen jahrzehntelangen Tätigkeit als Kunstreferent unserer Landeskirche stellte v. Poser bedauernd fest, wie wenig das umfangreiche Kunstschaffen lange Zeit dokumentiert worden war. Zwar wurden gerade im Zuge der Gemeindeneugründungswelle nach dem Krieg mit großem Finanzvolumen und in einer beachtlichen Zahl Kunstwerke für Kirchengebäude angeschafft. Dazu zählen Kruzifixe, Altäre, Fenster, Altar-Antependien ebenso wie beispielsweise Kirchenportale oder Taufbecken. Aber bestenfalls war der Name des Künstlers und vielleicht noch der Preis aktenkundig und in den Inventaren verzeichnet, für die das Kunstreferat mit zuständig ist. Zu wenig für einen Kunsthistoriker, der in künstlerischen Zusammenhängen denkt. So wurde die Idee geboren, das Gesamtschaffen möglichst in Vorentwürfen, Modellen, Arbeitsproben oder einem vergleichbaren christlichen Kunstwerk eines Künstlers zu dokumentieren. Was da nun in den vergangenen rund 17 Jahren gewachsen ist, verdient Beachtung. Erste finanzielle Unterstützung kam von der Klosterkammer, und seit Mitte der 1990er Jahre gibt es bis heute seitens der Landeskirche einen Etat, der dazu dienen soll, „der Landeskirche den Erwerb sakraler Kunst bei günstiger Gelegenheit zu ermöglichen“.

Über Jahrzehnte ein eingespieltes Team im Kunstreferat: Dr. Hasso v. Poser und Fotograf Ulrich Ahrensmeier. Hier vor der Sammlung von Abendmahlsgeräten.
Über Jahrzehnte ein eingespieltes Team im Kunstreferat: Dr. Hasso v. Poser und Fotograf Ulrich Ahrensmeier. Hier vor der Sammlung von Abendmahlsgeräten.

Günstig, authentisch und dokumentarisch

Das umreißt auch schon die drei Leitlinien, die Hasso von Poser bei der Anschaffung wichtig sind: Günstig und authentisch müssen die Kunstwerke sein und nach heutiger Einschätzung auch eine Kunstgeschichtsschreibung für unsere Landeskirche ermöglichen. Rund 1.400 Einzelkunstwerke sind so inzwischen zusammen gekommen und werden professionell in zwei Magazinräumen außerhalb des Landeskirchenamtes aufbewahrt. Er freut sich, mit der Idee für eine solche Sammlung einst bei den Verantwortlichen offene Türen vorgefunden zu haben und dass das Ansinnen bis heute gefördert und unterstützt wird.
Der Wert ist heute ein Vielfaches dessen, was einst bezahlt wurde. Aber Kunst ist eigentlich einmalig und unwiederbringlich - und somit unschätzbar. Der Kunstreferent ist sich sicher: „die Sammlung muss erst Kunstgeschichte werden, der wahre Wert der Sammlung wird erst in rund 50 Jahren deutlich werden“. Er sieht alles auch durchaus als – nicht nur ideelle – Wertanlage der Landeskirche.

Dankbar stellt v. Poser fest, dass oft bedeutende Kunstwerke durch persönliche Kontakte noch für die Landeskirche gesichert werden konnten, kurz bevor Künstler starben. Ein solcher „Edelstein“ ist die umfangreiche Sammlung von Zeichnungen herausragender Qualität des Leipziger Künstlers Werner Tübke (1929-2005), dessen Altar als Auftragswerk 1996 in Zellerfeld eingeweiht werden konnte. Ein weiteres Schmuckstück der Sammlung sind die rund 200 farbigen und ausdrucksstarken Aquarelle zum Alten und Neuen Testament von Erich Grün. Gerade diese Werke werden gerne als Ausstellung an interessierte Gemeinden und Einrichtungen innerhalb und außerhalb der Landeskirche verliehen.

Silberner Altarglanz

Innerhalb der Sammlung gibt es Spezialsammlungen, die parallel aufgebaut wurden. So gibt es eine einzigartige Lehr-Kollektion von zeitgenössischen silbernen Abendmahlgeräten, in der Fachsprache „vasa sacra“. Jüngst kamen noch schöne Beispiele als Ergebnis eines Wettbewerbs hinzu, den das Kunstreferat 2006 mit der Klasse von Professor Werner Bünck an der Fachhochschule für Metallgestaltung in Hildesheim durchgeführt hat. Eine weitere Besonderheit der Silbersammlung sind originalgetreue Nachbildungen der 20 bedeutendsten mittelalterlichen Abendmahlkelche aus unserer Landeskirche, die auch benutzt werden können. Der älteste, der sogenannte Staufer-Kelch aus Osnabrück, stammt von 1230. Bekannt ist auch der Elisabeth-Kelch aus der Marktkirche Hannover von 1555.

„Eine solche Sammlung hat ganz klar auch einen Bildungsauftrag und soll die Menschen erfreuen“ – das ist für den Kunstreferenten selbstverständlich. Und das wird deutlich durch Ausstellungen, die immer wieder stattfinden.  

Christian Weisker